Loslassen oder bewahren?

Wird das Leben wirklich leichter, wenn man sich von unnötigen Dingen trennt und nur das behält, was einen glücklich macht oder was man wirklich braucht?

Diese Frage höre ich bisweilen von Menschen, die „Trends“ wie dem Minimalismus oder der Methode von der japanischen Ratgeberautorin Marie Kondo skeptisch gegenüberstehen. Selbstverständlich kann sich jeder darüber eine eigene Meinung bilden. Nach über 15 Jahren persönlicher und beruflicher Erfahrung mit diesem Thema möchte ich Ihnen hier meine Sichtweise darstellen.

Die Gründe, warum Menschen Dinge ansammeln sind meist vielfältig: Der Wunsch nach Erinnerung, die Schwierigkeit, Prioritäten zu setzten, die Bewahrung der eigenen Identität in den gesammelten Dingen oder ganz allgemein die Schwierigkeit, Ordnung im Inneren wie auch im Äußeren zu schaffen.

Eine kritische Bestandsaufnahme ist immer dann sinnvoll, wenn Sie den Eindruck haben, dass es in Ihrer Wohnung und vielleicht auch in Ihrem Leben ein „Zuviel“ gibt. Ein Zuviel an Gegenständen oder auch ein Zuviel an Aktivitäten, Aufgaben etc.

In einem aufgeräumten Zimmer ist auch die Seele aufgeräumt.

Ernst Freiherr von Feuchtersleben

Das erwünschte Ziel beim Aussortieren ist es, sich von unnötigen Dingen zu trennen und nur das zu behalten, was Sie wirklich glücklich macht oder was Sie tatsächlich brauchen.

Wieviele Dinge das umfasst, ist individuell sehr unterschiedlich.

Der eine braucht vielleicht 10 Hüte und für den anderen ist ein Hut schon ausreichend.

Manchen Menschen im höheren Alter fällt das Aussortieren bisweilen schwer. Viele Dinge in ihrer Wohnung erinnern sie an schöne Begebenheiten und liebe Menschen. Sie haben dann den Eindruck, sie würden damit auch einen Teil ihrer Vergangenheit verlieren. Oft haben sie auch noch die kargen (Nach-)Kriegszeiten im Gedächtnis.

Ich versuche dann behutsam, mit meinen Anregungen die Vorteile einer übersichtlichen Wohnung darzustellen. Manchmal werde ich auch gebeten, Aufnahmen von besonderen Gegenständen oder Mobiliar zu machen, damit sie diese zumindest bildlich in Erinnerung halten können.

Unsere Vergangenheit liegt nicht in unseren Dingen, sondern in unserem Herzen.

Die meisten Kunden, die ich bisher beim Aussortieren und Ordnen unterstützt habe, bemerkten jedoch schon bald eine Vereinfachung des Alltags und eine höhere Zufriedenheit in ihrem Leben.

Sie hatten ihr Leben buchstäblich wieder „im Griff“.

Indem sie wieder alles Gesuchte sofort fanden oder der Zugriff in die Schränke leichter wurde: Schon überschaubare Fortschritte, wie zum Beispiel eine sortierte Sockenschublade, vermittelten bereits kleine Erfolgserlebnisse und spornten zu weiteren Aktivitäten an.

Wie eine ältere Dame sagte:

„Meine verbleibende Zeit ist mir zu schade, als dass ich sie mit dem Bewahren von überflüssigem Kram verwenden möchte. Ich muss nicht mehr repräsentieren, sondern mache lieber mein „Ding.“

Welche Vorteile haben Sie durch weniger Mobiliar und Gegenstände?

  • Mehr Bewegungsfreiheit durch weniger Möbel.

  • Die Entfernung von Stolperfallen und eine übersichtliche Anordnung in den Schränken können zu einem längeren Verbleib in der Wohnung führen.

  • Es hat noch einen weiteren Vorteil, seinen Haushalt dann unter die Lupe zu nehmen, solange man dazu körperlich und geistig noch in der Lage ist: Wenn plötzlich aufgrund einer Krankheit doch einmal ein Umzug ansteht, haben Sie keine Zeit oder Kraft mehr, eigenständige Entscheidungen über Ihren Hausstand zu machen. Das übernehmen dann meist Angehörige oder Freunde, die damit oft überfordert sind.

Meine Empfehlung für alle Altersstufen:

Eine übersichtliche und klare Umgebung ist für jeden Menschen wohltuend.

Unser Leben verändert sich von Jahr zu Jahr, wie auch unsere Bedürfnisse, Familienverhältnisse oder Lebensstil. Unser Zuhause sollte deshalb so gestaltet werden, dass es zu unserer jetzigen Lebensphase passt. Dann schenkt es uns Energie, Sicherheit und das Gefühl, am richtigen Ort zu sein.

Ein Ort, an dem Sie sich entspannen können und die Dinge tun können, die Ihnen Freude bereiten. So wie wir auch die Kleidung unseren jeweiligen Bedürfnissen anpassen, sollten wir deshalb auch unser wohnliches Umfeld regelmäßig optimieren.

Die Wertschätzung, die wir unserer Wohnung entgegenbringen, spüren wir dann auch als Wertschätzung uns selbst gegenüber.

Oft nehmen wir dann unseren Besitz mit ganz anderen Augen wahr und manchmal setzt dies eine Kette aus positiven Veränderungen in Gang.

Wer mit dem Aussortieren und Ordnen beginnen möchte, braucht aber erst einmal Mut.

Wie jede Veränderung, die wir in unserem Leben angehen, Mut erfordert. Sie werden jedoch erleben, wie befreiend und belebend das Aussortieren ist und welche positive Auswirkung es auf Ihr gesamtes Leben haben wird.

Ich wünsche Ihnen den Mut und die Kraft, die gewünschten Veränderungen in Ihrem Zuhause und in Ihrem Leben anzugehen.

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